Schreiben ist Anmaßung.

Das ist es in vielerlei Hinsicht – aber in dem Augenblick, in dem man wahre Geschichten erzählt, oder nacherzählt, in dem man über ein reales oder zumindest realistisches Thema schreibt (und zwar belletristisch schreibt, was sich vom wissenschaftlichen und journalistischen Schreiben unterscheidet, aber das soll jemand anderer ausführen) ist es eine ganz besondere Anmaßung.

Belletristik ist immer Fiktion, weil es Transformation ist.

Ein großartiger Satz finde ich – damit ist bin nämlich direkt aus allem raus. Und er klingt auch so schön fundiert.

Aber die Sache mit dem Erzählen – und das Erzählen ist der Kern des belletristischen Schreibens für mich, für einen anderen mag er etwas völlig anderes sein und da geht es nämlich schon los: mich, ich, meins. Nichts kann wahr sein, wenn es meins ist. Auch so ein schöner Satz.

Aber sagen wir mal, ich versuchte wirklich und aufrichtig die Wahrheit zu erzählen.

Dann ist da zum Ersten, dass die Wahrheit meistens ziemlich öde ist. Weil sich nämlich die unterhaltsamen und langweiligen Fakten, die nützlichen und unnützen Details, das für eine Geschichte brauchbare und unbrauchbare stapelt, sammelt, anhäuft und zwar selten so, wie es einem in den Kram passt. Langeweile ist aber etwas für die Akten. Oder für Steuerberater. Und Juristen, natürlich. Die müssen sich natürlich auch mit all dem langweiligen Kram befassen. Jemand der Geschichten erzählt, muss aber genau das sein lassen.

Und zum Zweiten: Wer weiß denn, was wahr ist? Wenn man von Menschen erzählt? Und wenn man vom Bösen erzählt, erzählt man immer von Menschen. Vielleicht hat man noch eine einigermaßen anständige Sammlung von Fakten, wenn es um „Was ist geschehen“ geht – und auch das nur, wenn man nicht allzu viel auf Zeugen und Hörensagen zurückgreifen muss – aber sobald es an das „Warum“ geht, da steckt man dann mittendrin in der Mutmaßung und Anmaßung. Selbst, wenn man ein gestandener, erfahrener und ausgezeichneter Kenner der menschlichen Psyche ist, mit Uni-Abschluss und Doktortitel. „Du kannst keenem in den Kopp kucken“, hat Oma immer gesagt – und ich sage: Selbst wenn du es könntest? Wer sagt denn, dass du darin die Wahrheit findest?

Zum Dritten: ist alles in dieser Welt relativ und unterliegt dem Blickwinkel des Beobachters. Eine Geschichte ist immer auch eine Deutung und nicht nur Deutung des Erzählenden, sondern ebenso eine Deutung durch den Lesenden.

Lassen wir das also mit der Wahrheit und gestehen uns ein: Schreiben ist Anmaßung. Das gilt wie gesagt ganz besonders, wenn ich von Bösen Frauen erzähle – und bei aller Sorgfalt und allem Augenmerk, maße ich mir hier nie an, die Wahrheit zu erzählen. Aber durchaus erzähle ich (auch) von wahren Vorfällen und Begebenheiten. Unterm Strich ist es aber ein Nachdenken über böse Frauen – mit all den Löchrigkeiten und Widersprüchen, den Ansätzen und losen Fäden, den Denkfehlern und Irrtümern.

Diese Blog sammelt und versammelt, was mir an Bösen Frauen vor die Tastatur kommt.